Krümel-Helden
Eine App für Betroffene des Williams-Beuren-Syndroms: Mit Training potentiell gefährlichen Situationen und Alltagssituationen meistern
Krümel-Helden
Eine Lern-App zum Training des Sozialverhaltens durch das Bewusstmachen von potentiell gefährlichen Situationen und dem Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten in Alltagssituationen für Betroffene des Williams-Beuren-Syndroms
Das Williams-Beuren-Syndrom (WBS)
Wer steht hinter der Krümel-Helden-App?
Die Krümel-Helden App ist eine Initiative von Thomas Dubiel der Vater eines vom Williams-Beuren-Syndrom betroffen Sohns ist und sich seit mehreren Jahren mit Themen wie Internet, Smartphone & Co. für WBS-Betroffene beschäftigt. Kooperationspartner sind Prof. Dr. Ingolf Prosetzky (Heilpädagogik/Inclusion Studies) von der Hochschule Zittau/Görlitz und der Budesverband Williams-Beuren-Syndrom e.V.
Prof. Dr. Prosetzky forscht seit 15 Jahren zum WBS.
Was war der Ausgangspunkt bzw. der Anlass für die Krümel-Helden?
Aus der WBS-Forschung ist bekannt, dass die Betroffenen häufig ein spezifisches sozialkognitives Profil zeigen. Teil der WBS-typischen Stärken ist, dass sie sehr motiviert sind Sozialkontakte einzugehen (»Hyperfreundlichkeit«), auch zu Fremden. Zu den Schwächen gehört, dass sie soziale Gefahren nur schwer einschätzen können, was sie im Umgang mit Fremden schnell in heikle Situationen bringen kann. Dieses Sozialverhalten galt lange als genetisch determiniert und pädagogisch nicht beeinflussbar. Ein in den USA entwickeltes Stranger Safety Training Program (WBS-SSTP) konnte jedoch belegen, dass Jugendliche und Erwachsene mit WBS neue und angemessenere Umgangsformen lernen können. Ziel der App ist es, die Inhalte des SSTP mit Hilfe von Tablets oder Smartphones zu vermitteln.
Welches Problem adressiert die Krümel-Helden-App?
WBS-Betroffene neigen stark dazu, sich durch Sozialkontakte abzusichern. Die Angst, von Anderen abgelehnt zu werden oder diese zu enttäuschen, ist häufig präsent. Sie finden schnell emotionalen Zugang zum Gegenüber, verstehen aber oft dessen Handlungsabsichten nicht. Durch die Verknüpfung von ausgeprägtem Harmoniebedürfnis, Unbedarftheit und Abgrenzungsproblemen sind sie leicht manipulierbar. Das erwähnte WBS-SSTP hat erforscht, wie Fremde mithilfe verschiedener Lockstrategien WBS-Betroffene leicht in heikle Situationen bringen und diese ausnutzen können. Mit Hilfe der App werden die Nutzer bzgl. dieser Lockformen sensibilisiert. Es werden Handlungsoptionen aufgezeigt, die auch auf Manipulationsversuche von Personen übertragen werden können, die WBS-Betroffenen bereits bekannt sind.
Was ist die Zielgruppe und an wen richtet sich die Krümel-Helden-App?
Die App richtet sich hauptsächlich – aber nicht nur – an Personen mit WBS, die mit modernen technischen Geräten umgehen wollen und denen es mitunter schwer fällt, in Alltagssituationen angemessenen zu handeln. Die App kann gemeinsam mit Eltern und/oder dem Personal der Eingliederungshilfe genutzt werden, um für Konflikte und Lösungswege zu sensibilisieren. Das WBS zählt mit einer Prävalenz von ca. 1:10.000 als Seltene Erkrankung, weshalb der Nutzerkreis klein erscheint. Wenngleich das erwähnte sozialkognitive WBS-Profil aus Stärken und Schwächen einzigartig ist, offenbaren jedoch viele Menschen mit geistiger Behinderung Probleme mit der Nähe-Distanz-Regulierung von Beziehungen und sind z.B. einem dreimal höheren Risiko als die Gesamtbevölkerung ausgesetzt, Opfer sexueller Gewalt zu werden. Die ersten Anwendertests haben bestätigt, dass die App sich nicht nur für das WBS eignet, sondern auch für Menschen mit Autismus oder Trisomie 21 interessant und handhabbar sein kann. Das Feedback hat auch gezeigt, dass die Probanden unterschiedlich auf die Alltagssituationen reagierten und somit unterschiedliche Bedarfe gezeigt haben. Dabei spielte das Alter eine untergeordnete Rolle.
Welches Konzept wurde entwickelt, um das Ziel zu erreichen?
Adaptiert an das WBS-SSTP wurde ein Konzept für die App entwickelt. Auf dieser Grundlage erfolgte die Umsetzung in eine moderne und zielgruppenorientierte App für mobile Geräte. Im Mittelpunkt stehen dabei mögliche Alltagssituationen, z.B. dass ein Fremder auf einem Parkplatz um Hilfe bittet, seinen Einkauf zum Auto zu tragen. Die Situationen werden in animierten Videosequenzen dargestellt. Der Nutzer kann aus 3 Antworten auswählen. Zur falschen und korrekten Antwort gibt es Erklärungen, um die Situation zu erläutern und eine Rückmeldung zu geben. Die Szenen sind beliebig oft wiederholbar. Über die vorgegebenen Animationen hinaus gibt es einen individualisierten Hilfebereich. Hier können Fotos und Audios aufgenommen werden, was z. B. im Falle eines verpassten Busses zu tun ist.
Im Moment befindet sich die Krümel-Helden App noch in der Testphase. Wenn Sie dem öffentlichen Beta Test beitreten möchten, scannen Sie bitte den QR Code und folgen Sie der Beschreibung.